Logo C.F. Müller
Ausgabe November 2023

Fachartikel

Sexualisierte Gewalt

Der polizeiliche Umgang mit Opfern von sexueller Gewalt 
Ein Balanceakt zwischen Strafverfolgung, Spurensicherung und der Vermeidung sekundärer Viktimisierung
Von Cigdem Üzüm und Dorothee Dienstbühl
 

Sexualstraftaten

#MeToo-Momente in der Popmusik 
Eine historische Betrachtung der medialen Berichterstattung zu Vorwürfen misogynen Verhaltens und sexualisierter Gewalt durch „Popstars“ – Teil 1
Von Matthias Frey
 

Künstliche Bilder

Künstliche Bilder – eine Herausforderung für Polizei und Forensik?! 
Von Erik Krupicka
 

Menschenhandel

Menschenhandel ist grausam – schweigen auch! 
Eine viel beachtete Kampagne und einen ambitionierten Aktionsplan gegen Menschenhandel in der Schweiz
Von Manfred Paulus
 

Verdeckter Ermittler

Der Verdeckte Ermittler 
Eine Analyse kriminaltaktischer Anpassungserfordernisse
Von Lisa Zimmermann
 

Menschenhandel

Bekämpfung grenzüberschreitender Kriminalität 
Zur Vielzahl bilateraler Abkommen mit deutscher Beteiligung
Von Trygve Ben Holland, Arthur Hartmann, Gabriela Piontkowski, Oleksyi Kononov, Johann Kattenstroth und Sergio Bianchi
 

Terrorismus

Vorbote eines kommenden Krieges oder aus einem Szenario wird unmittelbar Wirklichkeit
Bericht über die Teilnahme am 22.World Summit on Counter-Terrorism an der Reichman University vom 10.–12. September 2023 in Herzliya, Israel (ICT22)
Von Florian Hartleb
 

Kriminaltechnik

KT-Untersuchungsmethodik zur Kriminalitätsbekämpfung
Die Untersuchung der Handrückseite für forensische Zwecke
Von Andrew Pretzel und Nicola Kuret
 

Internationale Polizeiarbeit

Internationale Polizeimissionen
Im Einsatz für den Frieden – Ein Tätigkeitsbericht von EUPOL COPPS
Von Andres Wißner
 

Gefangenenarbeit

Gefangenenarbeit auf dem Prüfstand
Anmerkung zu BVerfG, Urteil vom 20. Juni 2023 – 2 BvR 166/16; 2 BvR 1683/17
Von Lorenz Bode
 

Kriminalistik-Schweiz

Proaktive Massnahmen zur Bekämpfung der Digitalen Kriminalität
Von Damian Broger und Stefan Helfenberger

 

Kriminalistik-Campus

Polizeiforschung
Rückblick auf die Tätigkeit des Arbeitskreises „Empirische Polizeiforschung“ in den letzten 15 Jahren
Von Karlhans Liebl

 

Recht aktuell

Heimtücke bei Tötung eines Säuglings

Unverhältnismäßigkeit einer Durchsuchung

 

Literatur

Standardwerk für die polizeiliche Praxis und Polizeiausbildung
Uwe Füllgrabe, Psychologie der Eigensicherung. Überleben ist kein Zufall.


_________________________


Fachartikel

Der polizeiliche Umgang mit Opfern von sexueller Gewalt
Ein Balanceakt zwischen Strafverfolgung, Spurensicherung und der Vermeidung sekundärer Viktimisierung
Von Cigdem Üzüm und Dorothee Dienstbühl
Am 25. November findet der jährliche internationale Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen statt. Dieser Tag soll nicht nur Anlass sein, um auf das Phänomen der sexuellen Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen, sondern auch, sie im polizeilichen Kontext zu veranschaulichen. Die schwierige Gradwanderung der kriminalistischen Arbeit zwischen Strafverfolgung und einem würdevollen Umgang mit den Opfern bedarf des besonderen Fokus in der Aus- und Fortbildung.

#MeToo-Momente in der Popmusik
Eine historische Betrachtung der medialen Berichterstattung zu Vorwürfen misogynen Verhaltens und sexualisierter Gewalt durch „Popstars“ – Teil 1
Von Matthias Frey
Vorwürfe misogynen Verhaltens und sexualisierter Gewalt im Kontext populärer Musik spielten in der medialen Berichterstattung bislang oft nur eine untergeordnete Rolle und sind wissenschaftlich kaum untersucht. Seit der #MeToo-Bewegung gibt es eine neue Aufmerksamkeit für das Thema. Der nachfolgende Beitrag unterzieht in Teil 1 Vorwürfe betreffend misogyne Gewalt, sexuelle Übergriffe und Sex mit Minderjährigen durch internationale „Popstars“ einer historischen Betrachtung und entwickelt eine Methodik zur Bestimmung der erfolgreichsten Künstler der sog. Rock-Ära, zu denen im zweiten Teil exemplarische, auf Medienanalysen beruhende Einzeldarstellungen folgen.
Teil 2 in Ausgabe 12/2023

Künstliche Bilder – eine Herausforderung für Polizei und Forensik?!
Von Erik Krupicka
KI-basierte Bildgeneratoren ermöglichen die einfache Erzeugung nahezu beliebiger Mengen vollsynthetischer Bilder und „Fotografien“. Sorgfältig generiert, sind diese visuell von realen Fotografien so gut wie nicht mehr zu unterscheiden. Mögliche polizeilich relevante, kriminelle Anwendungsszenarien derartiger Bilder reichen von Online-Betrug bis hin zur Manipulation des politischen Diskurses. Künstliche Bilder von z. B. Polizeigewalt sind geeignet, öffentliche Diskurse negativ zu beeinflussen. Auch die Erzeugung synthetischer Kinderpornographie ist mittels dieser Methoden technisch möglich. In diesem Beitrag werden neben Grundlagen zur KI-basierten synthetischen Bilderzeugung auch einige Fallszenarien, die auf derartigen Bilder basieren, skizziert sowie einige Ansätze der Bildforensik aufgezeigt, mit deren Hilfe synthetische Bilder als solche identifiziert werden können.

Menschenhandel ist grausam – schweigen auch!
Eine viel beachtete Kampagne und ein ambitionierter Aktionsplan gegen Menschenhandel in der Schweiz
Von Manfred Paulus
Höhepunkt der breit angelegten und viel beachteten Kampagne gegen Menschenhandel in der Schweiz war eine Großkundgebung auf dem Bundesplatz in Bern, die am Nachmittag des 24. September 2022 stattfand. Eine an das Dunkelfeld im Kriminalitätsbereich Menschenhandel erinnernde, aus 3000 schwarzen Luftballons bestehende, dunkle Wolke zog über das Schweizer Parlamentsgebäude hinweg und ebenso viele Menschen versammelten sich vor dem alt-ehrwürdigen Palast, um gegen die Sklaverei des 21. Jahrhunderts zu protestieren und die Nationalrätinnen und -räte dazu aufzufordern, die erforderlichen Maßnahmen für eine wirksam(er)e Bekämpfung des Menschenhandels in all seinen Erscheinungsformen zu treffen.

Der Verdeckte Ermittler
Eine Analyse kriminaltaktischer Anpassungserfordernisse
Von Lisa Zimmermann
Das Einsatzmittel des Verdeckten Ermittlers (VE) ist seit jeher durch besondere kriminaltaktische wie rechtliche Herausforderungen gekennzeichnet. Auch aufgrund der Auswirkung technischer Entwicklungen auf die Wirksamkeit anderer verdeckter Einsatzmittel kann aktuell festgestellt werden, dass die kriminaltaktische Notwendigkeit des polizeilichen VE-Einsatzes seit der spezialgesetzlichen Regelung im Jahr 1992 noch gestiegen ist. Gleiches gilt jedoch auch für Herausforderungen und Unwägbarkeiten, die in Zusammenhang mit dem VE-Einsatz bestehen. Aufbauend auf die Ausarbeitung phänomenologischer Veränderungen seit der Zeit der Gesetzgebung und deren Auswirkungen auf den VE-Einsatz weist der folgende Artikel eine Reihe von Anpassungserfordernissen für eine zukunftsfähige und wirksame Ausgestaltung des Einsatzmittels aus.

Bekämpfung grenzüberschreitender Kriminalität
Zur Vielzahl bilateraler Abkommen mit deutscher Beteiligung
Von Trygve Ben Holland, Arthur Hartmann, Gabriela Piontkowski, Oleksyi Kononov, Johann Kattenstroth und Sergio Bianchi
Im Rahmen mehrerer EU-geförderter Projekte (2021–2026) aus Mitteln des ISF und des JUSTICE-Fonds – namentlich BIGOSINT, INTERCEPTED, OSINT RADAR und UNCHAINED – zum maßgeblichen und dennoch nicht ausschließlichen Themenbereich Menschenhandel wurden von dem Institut für Polizei- und Sicherheitsforschung (IPoS) und dem Jean Monnet Centre of Excellence CICJ der Hochschule für Öffentliche Verwaltung Bremen (HfÖV) in Kooperation mit dem Civic Institute to promote the Rule of Democracy (CIRD) Abkommen zur Kriminalitätsbekämpfung der EU- und EFTA-Staaten in Augenschein genommen. Hierbei zeigte sich, dass die bilaterale Zusammenarbeit von Strafverfolgungsbehörden – auch in Bezug auf Deutschland – weitaus intensivierter ist, als die EU-weite Zusammenarbeit im Raum der Freiheit, Sicherheit und des Rechts (RFSR) vermuten lassen würde; die Abkommen im Rahmen des RFSR, bspw. im Hinblick auf Europol, Prüm, Schengen, werden in vorliegendem Beitrag hingegen nicht adressiert.

Vorbote eines kommenden Krieges oder aus einem Szenario wird unmittelbar Wirklichkeit
Bericht über die Teilnahme am 22. World Summit on Counter-Terrorism an der Reichman University vom 10.–12. September 2023 in Herzliya, Israel (ICT22)
Von Florian Hartleb
Selten haben wissenschaftliche Konferenzen einen prognostischen Wert. Doch in diesem Fall hat sich das auf schrecklich-tragische Weise ergeben. Nur wenige Tage vor dem Hamas-Angriff fand der World Summit on Counter-Terrorism an der Reichman University statt. Bereits auf der weltweit führenden Fachveranstaltung, organisiert vom International Institute for Counter-Terrorism (ICT) wurde immer wieder die drohende Kriegsgefahr als existenzielle Bedrohung für Israel beschworen und argumentativ untermauert.

KT-Untersuchungsmethodik zur Kriminalitätsbekämpfung
Die Untersuchung der Handrückseite für forensische Zwecke
Von Andrew Pretzel und Nicola Kuret
Die Daktyloskopie und die Gesichtserkennung als etablierte biometrische Verfahren beschäftigen sich bereits seit Jahrzehnten erfolgreich mit der Identifizierung von Personen anhand ihrer biometrischen Merkmale. Die Handrückseite und die Seitenansichten von Händen sind bislang der sachverständigen Betrachtung weitestgehend entzogen. In dem Projekt „Handrückseite“ wurden nunmehr systematische Untersuchungen hinsichtlich der dort erkennbaren Merkmale durchgeführt. Der folgende Beitrag stellt die hierbei erzielten Ergebnisse dar und gibt einen Ausblick auf Folgeprojekte.

Internationale Polizeimissionen
Im Einsatz für den Frieden – Ein Tätigkeitsbericht von EUPOL COPPS
Von Andres Wißner
Der Beitrag stellt einen Tätigkeitsbericht über den Dienst in der polizeilichen Friedensmission EUPOL COPPS (EU Coordinating Office for Palestinian Police Support) dar. Es wird ein Einblick in die Arbeit sowie das Privatleben eines Polizeibeamten auf Mission gegeben und für künftige Partizipation von Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten geworben.

Gefangenenarbeit auf dem Prüfstand
Anmerkung zu BVerfG, Urteil vom 20. Juni 2023 – 2 BvR 166/16; 2 BvR 1683/17
Von Lorenz Bode
Der Beitrag nimmt das aktuelle Urteil des BVerfG zur Vergütung von Gefangenenarbeit in den Blick. Ziel ist eine Bestandsaufnahme: Die gerichtlichen Erwägungen werden nachvollzogen und bewertet, um daraus Implikationen für die Praxis abzuleiten.
 

Redaktion Schweiz: Schweizerische Kriminalprävention, Chantal Billaud

Proaktive Massnahmen zur Bekämpfung der Digitalen Kriminalität
Von Damian Broger und Stefan Helfenberger
Bei der Ermittlung von Cyberdelikten dringt seit geraumer Zeit immer mehr die Erkenntnis durch, dass der Fokus von repressiven – sprich der klassischen Ermittlungsarbeit – auf proaktive Massnahmen gelenkt werden muss. Damit soll die Täterschaft bestenfalls vor bzw. während ihrer Tatausführung gestört werden, wodurch weitere Straftaten verhindert werden können. Damian Broger setzte sich im Rahmen seiner Diplomarbeit zur Höheren Fachprüfung Polizist (HFP) vertieft mit dieser Thematik auseinander, beleuchtete die grundlegenden Problematiken aus praktischer Sicht und erarbeitete mögliche Massnahmen zur frühzeitigen Störung der Täterschaft. Durch den Co-Autor, Stefan Helfenberger, werden diese Problemstellungen mit rechtlichen Aspekten ergänzt. Die wichtigsten Erkenntnisse sowie ausgewählte Massnahmen werden nachfolgend erörtert und deren Entwicklungspotenzial aufgezeigt.

 

_________________________

 

Kriminalistik Campus

Redaktion: 
Joachim Faßbender, KD i.H., Deutsche Hochschule der Polizei, Münster, L/Fachgebiet III/3 „Kriminalistik – Phänomenbezogene Kriminalstrategie“, Departement Kriminal- und Rechtswissenschaften

Polizeiforschung
Rückblick auf die Tätigkeit des Arbeitskreises „Empirische Polizeiforschung“ in den letzten 15 Jahren
Von Karlhans Liebl
Das nunmehr bereits 24-jährige Bestehen des Arbeitskreises „Empirische Polizeiforschung“ kann für sich genommen bereits als Erfolg bewertet werden, auch wenn – wie der folgende Beitrag im Einzelnen noch darstellen wird – das diesem Format innewohnende Potential noch nicht vollends ausgeschöpft zu sein scheint. Gerade die immens wichtige Brücke zwischen Wissenschaft und polizeilicher Praxis zu schlagen, ist noch nicht so gelungen, wie es der gewählte Ansatz erwarten ließe. Im Ergebnis ist hier die Praxis gefordert, sich stärker einzubringen und von den Resultaten wissenschaftlichen Austauschs und der Forschung stärker zu profitieren. Doch auch die Wissenschaft, namentlich die Psychologie und Soziologie, nicht zu vergessen die „kritische Polizeiforschung“ sind gefordert, ihren Beitrag zu leisten und den Arbeitskreis als Diskussionsforum zu nutzen – nicht zuletzt auch, um ihre Forschungsergebnisse zu würdigen.

 

_________________________

 

Recht aktuell

Heimtücke bei Tötung eines Säuglings
1. Ein wenige Wochen oder Monate altes Kleinkind ist altersbedingt nicht zu Argwohn und Gegenwehr in der Lage.
2. Die Frage, ob bei der Tötung eines solchen Kleinkindes das Mordmerkmal der Heimtücke vorliegt, hängt davon ab, ob die Arg- und Wehrlosigkeit eines in Bezug auf das Opfer schutzbereiten Dritten ausgenutzt wurde.
3. Der (potentiell) schutzbereite Dritte muss im Einzelfall grundsätzlich in der Lage sein, den Schutz erbringen zu können. In Fällen, in denen vom Dritten aufgrund der räumlichen Distanz zum Tatort der tödliche Angriff nicht bemerkt werden kann und eine Gegenwehr des Dritten aus diesem Grund nach Überwindung der Distanz auch zeitlich zu spät kommen würde, fehlt es an dieser Voraussetzung.

BGH, Beschl. v. 12.07.2023 – 6 StR 231/23
bb


Unverhältnismäßigkeit einer Durchsuchung
1. Die Anordnung einer Wohnungsdurchsuchung ist mangels Erforderlichkeit unverhältnismäßig, wenn andere sich aufdrängende mildere Ermittlungsmaßnahmen unterblieben sind, die im Einzelfall geeignet gewesen wären, den (Anfangs-)Verdacht zu zerstreuen.
2. Kommt es in einem Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts einer falschen Versicherung an Eides statt auf den Zeitpunkt des Einwurfs eines fristwahrenden Schreibens in den gerichtlichen Nachtbriefkasten an, liegt es in hohem Maße nahe, die konkrete Handhabung des Nachtbriefkastens an dem fraglichen (Feier-)Tag aufzuklären und die von dem Beschuldigten vorgelegte Videodatei von dem Einwurf auf eine mögliche Manipulation hin zu untersuchen.

BVerfG, Beschl. v. 19.4.2023 – 2 BvR 1844/21
jv

 

_________________________

 

Literatur

Standardwerk für die polizeiliche Praxis und Polizeiausbildung
Uwe Füllgrabe, Psychologie der Eigensicherung. Überleben ist kein Zufall, 10. Aufl. 2023, Boorberg Verlag, ISBN 978-3-415-07416-3, 39,80 Euro, 324 S.

Das Buch von Füllgrabe erscheint seit 2002 und somit gut 20 Jahre in regelmäßigen Abständen und ist nun in der 10. Auflage erhältlich. Schon diese Tatsache zeigt, dass es sich um ein Standardwerk für die polizeiliche Praxis und Polizeiausbildung handelt. Es geht darum, Gefahrensituationen zu erkennen, zu bewältigen oder zu vermeiden.
In Kapitel 1 wird sich den drei Bereichen der Survivability zugewandt, den psychologischen Prozessen, der richtigen Strategie und dem richtigen Handeln. Neu hinzugekommen ist das Unterkapitel 5, das sich mit der Frage beschäftigt, wie – oder besser ob – man Survivability wissenschaftlich ermitteln kann. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass wissenschaftliche Untersuchungen keine Aussagen dazu treffen, wie man Gefahren rechtzeitig erkennen und vermeiden kann, sondern dass es einer Analyse der Realität bedarf, um etwas über die notwendigen Verhaltensweisen zu erfahren. Allerdings wird anerkannt, dass wissenschaftliche Theorien Erklärungsmuster dafür liefern können, warum manche Menschen besser in der Bewältigung lebensbedrohlicher Situationen sind als andere.
Die folgenden Kapitel, bspw. zu den Grundlagen der Gefahrenbewältigung, den polizeilichen Fehlern bei der Eigensicherung, der Gewaltvermeidung durch die TIT FOR TAT-Strategie, dem „Gefahrenradar“ und der Vermeidung von Angst sind gegenüber der Vorauflage unverändert geblieben. In Kapitel 12, in dem es um die Gefahreneinschätzung mit dem Gefahrenradar geht, sind die Ausführungen zur Verkehrskontrolle, die mehr ist als eine Verkehrskontrolle (S. 174 ff.), ergänzt worden. Es wird der Aspekt intensiviert, wie der „kognitive(n) Gefahrenradar“ (S. 176) ausschlagen muss, wenn sich eine gewöhnliche Verkehrskontrolle zu einer außergewöhnlichen Gefahrensituation entwickelt.
Die weiteren Kapitel sind gleich geblieben, geben aber nach wie vor wertvolle Tipps zur Einschätzung von Drohungen, Opfervermeidung und der Bewältigung von Krisen. Immer bedeutsamer wird auch die Frage, wie mit posttraumatischen Belastungsstörungen (Kapitel 18) umzugehen ist. Hier wäre für die Neuauflage zu empfehlen, die aufgeführte Literatur zu aktualisieren und anzureichern und das Kapitel inhaltlich um Präventions- und Interventionsmaßnahmen zu ergänzen.
Die wichtigen Kapitel bspw. zu der Ermittlung des Gefährdungspotenzials und zur Stärkung des Sicherheitsbewusstseins haben sich inhaltlich ebenfalls nicht verändert, während Kapitel 24 „Sind Sie vorbereitet und einsatzkompetent?“ (S. 282 ff.) mit Unterkapitel 7 eine Ergänzung erfahren hat. Hier geht es um die Frage, wie man einen Überfall oder eine Entführung in einem Restaurant vermeiden kann (S. 293 f.).
Das letzte Kapitel widmet sich dem Training der Eigensicherung und ist ebenfalls unverändert geblieben, rundet aber das Buch ab und gibt z. B. Tipps zur Verbesserung des Gefahrenradars, weist auf die Notwendigkeit von Realitätstrainings hin und stellt Übungsfragen.
Insgesamt werden in den 25 Kapiteln Beispiele aus der polizeilichen Praxis herangezogen, um Erkenntnisse zur Eigensicherung zu vermitteln und mit psychologischen Theorien abzugleichen. Dabei liegt der Fokus auf der Veranschaulichung von Gefahrensituationen, um den Leser zu sensibilisieren und zum Mittdenken anzuregen. Positiv ist auch, dass die Kapitel für sich gelesen werden können und nicht zwangsläufig eine Lektüre in einem Guss erforderlich ist.

Prof. Dr. Anja Schiemann, Universität zu Köln


Verlag C.F. Müller

zurück zur vorherigen Seite