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Editorial der Ausgabe November 2025

Verehrte Leserinnen und Leser,

laut der Polizeilichen Kriminalstatistik sind die Gewaltstraftaten von Kindern und Jugendlichen 2024 signifikant angestiegen. Dieser Anstieg wurde medial begleitet. Vor allem herausragende Gewaltstraftaten führten zu der Forderung, das Alter für die Strafmündigkeit der Entwicklung anzupassen. Im vorliegenden Beitrag erläutert Schleim anhand der US‑amerikanischen und niederländischen Rechtsetzung, inwiefern die Neurowissenschaften einen Beitrag zur sicherheitspolitischen Diskussion leisten können. Mit der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs befasst sich der Beitrag von Schiprowski / Scholz / Taylan. Ausgangspunkt ist ein Fall des Zugriffs auf Mobilfunkdaten durch österreichische Polizeibehörden. Der EuGH stellt in seinem Urteil klar, dass dem mit solchen Maßnahmen verbundenen Eingriff in die Grundrechte die Erfüllung bestimmter Voraussetzungen gegenübersteht. Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit die deutsche Strafprozessordnung diese Voraussetzungen erfüllt.

Die Rechtsanwendung im Falle der verdeckten Erhebung und Untersuchung von DNA-Spuren ist Thema des Beitrags von Kasiske. In seiner Betrachtung geht der Autor insbesondere auf die Grenzen und Möglichkeiten der verdeckten Erhebung von Probenmaterial zur Gewinnung eines DNA-Identifizierungsmusters ein und kommt dabei zu einem eindeutigen Ergebnis. Mit dem Beitrag von Haziri und Bucaj werfen wir einen Blick in den Kosovo und die dortige Entwicklung des Suizids. Neben der Betrachtung ubiquitärer Ursachen fordern die Autoren konkrete Präventionsmaßnahmen auf gesellschaftlicher und staatlicher Ebene ein.

Einen wahrnehmbaren Wandel in der Radikalisierung von Personen bis hin zu extremistischen Gewalttätern hat der Beitrag von Hartleb zum Thema, welcher das Phänomen des so benannten "Mischterrorismus" in den Blick nimmt. Wurde bislang überwiegend auf einzelne Ideologien referenziert, nehmen politisch motivierte Gewalttäter nunmehr zunehmend Anleihen in unterschiedlichen Ideologien - mit Folgen für die Präventionsarbeit. Im zweiten Teil seines Beitrags beantwortet Wendt die Frage der Kompatibilität von Friedensrichtern, Streitschlichtern oder Parallelschlichtern differenziert und gibt u.a. Handlungsempfehlungen für Polizeibeamte im Einsatz aber auch für ermittelnde Sachbearbeiter ab.

Auf Grundlage ihrer Masterarbeit geht Käppele der Frage der Einordnung von Serienbrandstiftungen und der Beteiligung von Feuerwehrmitgliedern hieran nach und stellt die damit verbundenen definitorischen Herausforderungen ebenso dar wie die Erfassung entsprechender Straftaten. Sie greift damit ein wissenschaftlich nur unzureichend erforschtes Thema auf und stellt fest, dass der betrachtete Personenkreis signifikante Relevanz im Kontext von Serienbrandstiftungen entfaltet. Adoleszenz und Radikalisierung werden von Vannier in seinem Beitrag erneut aufgegriffen. Vor dem Hintergrund der gescheiterten Bemühungen französischer Behörden zur Deradikalisierung nimmt der Autor die Perspektive der psychischen Verfasstheit Heranwachsender ein und befasst sich darüber hinaus mit der psychischen Dimension der islamistisch geprägten Radikalisierung.

Eine prozessuale und organisationale Perspektive nimmt Teichmann in seinem Beitrag zur elektronischen Aktenführung in einer vergleichenden Betrachtung ein und stellt dabei die Vorteile der E-Akte und die damit verbundenen Anforderungen Voraussetzungen dar.

Joachim Faßbender, Prof. Dr. Sigmund P. Martin
Chefredaktion